Implantate und Werkstoffe

 

Zahnimplantate Material

Zahnimplantate sind künstliche Zahnwurzeln

Zahnimplantate oder dentale Implantate sind künstliche Zahnwurzeln, die mit einer Krone bzw. Suprastruktur versehen einen vollwertigen Ersatz für einen verloren gegangenen Zahn darstellen. Mit Zahnimplantaten können einzelne Zähne ersetzt werden, sie dienen als Brückenpfeiler oder unter Zuhilfenahme von Halteelementen bzw. Attachments (Stegkonstruktionen, Druckknöpfe, Teleskope) zur Verankerung von Prothesen. In Europa sind derzeit über 200 Zahnimplantat - Systeme auf dem Markt. Allerdings kann nicht allen die volle Praxisreife bescheinigt werden, da sowohl die biologische Verträglichkeit, das funktionstüchtige Instrumentarium und der Umfang des Zubehörs sowie die problemlose Beschaffungslogistik nachgewiesen sein muss. Unterscheidungsmerkmale bei Zahnimplantaten gibt es bei Material, Design und bei der Knocheneinheilung (Osseointegration).

Titan als Grundwerkstoff

Derzeit bestehen über 95% der Zahnimplantate aus Reintitan. Die Hauptvorteile des Titans sind in den guten biologischen Eigenschaften, dem geringen Gewicht (spez. Gewicht: 4,5), der geringen Wärmeleitfähigkeit, der mechanischen Stabilität und der Röntgenstrahlendurchlässigkeit zu sehen. Aus diesem Grund werden aus Reintitan und Titanlegierungen ebenso künstliche Herzklappen, künstliche Gelenke und Osteosyntheseplatten hergestellt. Das auf Hochglanz ausgearbeitete Titan überzieht sich in kürzester Frist mit der passivierenden so genannten Rutilschicht, die ihm fast Edelmetallcharakter gibt und pflegeleicht ist. Aus dem gleichen Grunde wirkt Titan nicht sensibilisierend (allergisierend) und ist das Metall der Wahl bei Patienten, die auf herkömmliche Dentalmetalle allergisch reagieren. In der Vergangenheit konnten wegen des aufwendigen Gussverfahrens und der schwierigen Bearbeitung zunächst nur Serienprodukte, wie z.B. Uhrengehäuse, Hubschrauberpropeller oder Implantate hergestellt werden. Erfahrungen mit enossalen Titan-Zahnimplantaten und Suprastrukturen aus herkömmlichen Dentallegierungen zeigen, dass verschiedene Metalle im Mundhöhlenmilieu durch elektrochemische Vorgänge nicht nur erhebliche Schäden an den Metallrestaurationen in Form von Korrosion erzeugen, sondern dass ebenso die angrenzenden Weichteile in Mitleidenschaft gezogen werden, ja sogar der Gesamtorganismus erkranken kann. Seit dem der individuellen Einzelguss für Titan 1983 entwickelt wurde, kann auf zahnärztlich/prothetischem Gebiet durch das Inserieren von Titan-Zahnimplantaten und der Anfertigung von Suprastrukturen aus Titan allein mit dem Monometall Titan in der Mundhöhle gearbeitet werden. Es fallen die unerwünschten Spannungen und Ströme mit Ionenwanderungen, den konsekutiven Korrosionen sowie den daraus resultierenden Schäden weg. Reintitan kann ebenso wie alle anderen Dentallegierungen zu Stegen, Modellgussplatten, Kronen- und Brückenarbeiten, auch mit Keramikverblendung, verarbeitet werden.

Zirkonoxidkeramik als Alternative

Die restlichen Zahnimplantate bestehen aus Zirkonoxidkeramik, welches ein hochkondensiertes ZrO2 darstellt. Nachdem Keramik-Zahnimplantate seit Ende der 80er Jahre wegen ungünstiger Materialeigenschaften nicht mehr zum Einsatz kamen, erleben diese seit kurzem wieder eine Renaissance. Diese Keramik-Zahnimplantate bestehen aus hochfester Zirkoniumoxid Keramik, welche extrem bruchstabil ist. Wegen der fast weißen Farbe ist es ästhetisch dem grauen Titan vorzuziehen, da es sonst genau wie das Titan gleich gute Eigenschaften besitzt. Das Zirkon Zahnimplantat ist nach bisheriger Erfahrung biologisch bestens verträglich. Es hat auch den Vorteil, der natürlichen Zahnfarbe deutlich näher zu kommen (weiß statt grau), was bei ästhetischen Versorgungen von Vorteil sein kann, insbesondere wenn das bedeckende Zahnfleisch extrem dünn ist. In der weiteren Verarbeitung weist es jedoch verschiedene Nachteile auf. Diese bestehen hauptsächlich darin, dass sie während der Einheilzeit durch eine Schiene geschützt und zur Aufnahme der Suprastruktur im Mund beschliffen werden müssen. Zudem wird durch die Bewegung der Zunge und die Kautätigkeit beim Essen eine sofortige 'Belastung' auf die Implantate übertragen, was sich in der Frühphase nach der Implantation als nachhaltig erwiesen hat. Die Statistiken weisen derzeit noch für diese Art von Zahnimplantaten geringere Erfolgsquoten als für Titan-Zahnimplantate auf, die Indikatoren sollten deshalb genau wie die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Systeme genau geprüft werden. Seit kurzem ist auch ein 2-teiliges Implantat verfügbar, das ähnlich wie Titan-Implantate verarbeitet wird. Langzeiterfahrungen stehen hier noch aus.